Charles Bukowski sagte mal „Finde was du liebst – und lass es dich töten.“ Ich folgte diesem Zitat und kaufte mir eine neue Schachtel Zigaretten am Bahnhof. Die Verkäuferin war kurz am zögern, da sie sich wohl fragte, wie alt ich bin. Ich war ungeschminkt und sah offen gesagt so aus, wie ein minderjähriger Penner. Dennoch verkaufte sie mir die Schachtel. Nach dem Motto „Sie hat es ja schon schwer genug als Rollstuhlfahrerin, also verkauf ich ihr mal lieber die Zigaretten.“ Während ich die Zigarette anmachte und meine ersten Züge nahm, dachte ich über die Situation noch einmal nach.
Dass es nicht gerade einfach ist, als Rollstuhlfahrer/in, wissen bereits schon viele, aber warum müssen alle Reaktionen darauf so dermaßen mit Mitleid erfüllt sein? Und falls jemand mal auf die Idee kommt, uns nicht zu bemitleiden, werden Rollstuhlfahrer direkt als Held dargestellt. „Der kleine Timi hat es geschafft, endlich barrierefrei in die Schule zu kommen. Anna hat trotz Behinderung ihren Traummann gefunden.“ Sorry, aber wen juckt das?
Das ist genau so, wie damals, als mir mein Arzt ans Herz legte, an der monatlichen Selbsthilfe-Beratung teilzunehmen. Klischeegemäß saßen wir in einem Kreis und ein Therapeut, der seine besten Jahre scheinbar hinter sich gelassen hat und selbst irgendwie behindert wirkte, leitete diese Gruppe. Es gab zweierlei Sorten von Rollstuhlfahrern in dieser Gruppe. Die einen waren nur noch ein Schritt vom Selbstmord entfernt. Und die anderen waren so intelligent, dass sie vermutlich irgendwann sogar Stephen Hawking ablösen könnten. Wobei ich sagen muss, dass ich bei der ersten Kategorie glaube, dass sie sich nur noch nichts angetan haben, weil sie keinen Schritt alleine machen können, aber das lass ich mal so stehen bzw. sitzen. Ich denke ihr wisst auf was ich hinaus will. Doch keiner von ihnen erwähnte mit einer Silbe, was für positive Aspekte unser Leben hat.
Das ist genau so, wie damals, als mir mein Arzt ans Herz legte, an der monatlichen Selbsthilfe-Beratung teilzunehmen. Klischeegemäß saßen wir in einem Kreis und ein Therapeut, der seine besten Jahre scheinbar hinter sich gelassen hat und selbst irgendwie behindert wirkte, leitete diese Gruppe. Es gab zweierlei Sorten von Rollstuhlfahrern in dieser Gruppe. Die einen waren nur noch ein Schritt vom Selbstmord entfernt. Und die anderen waren so intelligent, dass sie vermutlich irgendwann sogar Stephen Hawking ablösen könnten. Wobei ich sagen muss, dass ich bei der ersten Kategorie glaube, dass sie sich nur noch nichts angetan haben, weil sie keinen Schritt alleine machen können, aber das lass ich mal so stehen bzw. sitzen. Ich denke ihr wisst auf was ich hinaus will. Doch keiner von ihnen erwähnte mit einer Silbe, was für positive Aspekte unser Leben hat.
Wie es wohl ist, einfach mal ignoriert zu werden? Oder nach einem Parkplatz frustriert zu suchen. Einfach mal durchschnittlich zu sein und nicht für jeden alltäglichen Mist bewundert zu werden?
Wenn andere Kommilitonen von mir fertig sind mit ihrem Studium, werden Sie vermutlich länger nach einem Arbeitsplatz suchen müssen, als ich. (Der Schwerbehinderten-Quote sei dank.)
Abgesehen davon stellt kaum jemand Anforderungen an uns Rollstuhlfahrer. Wir haben keinen Gesellschaftsdruck. Gesellschaftsdruck im Sinne von, eine berufliche Karriere machen, den richtigen Partner finden, heiraten, einen Baum pflanzen oder Kinder bekommen. Ja selbst wenn wir als Rollstuhlfahrerinnen, besonders viele Männerbekanntschaften haben, werden wir anders als andere Frauen, nicht als „leicht zu haben“ deklariert, sondern als stark und selbstbewusst angesehen. Was den Feminismus angeht, haben wir Rollstuhlfahrerinnen mehr für uns erreicht, als Alice Schwarzer in den letzten paar Jahren und das nur weil wir im Rollstuhl sitzen.
Einen besonders großen Vorteil hat es, wenn man, wie ich, ursprünglich aus dem Nahen Osten kommt. Anders als andere Mädels, durfte ich in der Vergangenheit tun und lassen was ich wollte, ohne das meine konservativen Bekannten oder Verwandten je ein Wort darüber verloren haben. Blöd nur das ich mit diesem gesellschaftlichen Freibrief nichts richtig angestellt habe. Wenn meine Behinderung nicht wäre, glaube ich nicht, dass ich mich je so frei hätte entfalten können.
Natürlich soll das keine Werbung dafür sein ein Leben im Rollstuhl zu führen. Das soll nur klar machen, dass es wie alles im Leben, zwei Seiten der Medaille gibt. Während ich meine letzten Züge nahm und zu ende rauchte, drückte ich meine Zigarette aus und blickte auf das Bild, dass auf der Zigarettenpackung abgebildet war. Auf diesem stand „Rauchen verursacht Schlaganfälle und Behinderungen.“ „Gut, dass ich dieses Mal nur das halbe Risiko trage. Behindert bin ich ja bereits.“ dachte ich mir und fuhr lächelnd fort.